Die Kleidersammlung:
Mit gebrauchter Bekleidung Gutes tun
Sicher sind Ihnen bereits unsere roten Kleidercontainer aufgefallen, die Sie an vielen Orten im Rhein-Sieg-Kreis finden können. Wir möchten Ihnen mit dieser Seite ein paar Hintergründe zu unserer Kleidersammlung erklären.
Transparenz-Initiative Altkleider
Rund um das Thema Altkleidersammlung gab es bisher viele Fragen, Vorbehalte und Kritikpunkte. Wir wollen auch hier Klarheit schaffen – und haben im Jahr 2012 eine Transparenz-Initiative auf den Weg gebracht. Unser Ziel ist, Spender und Öffentlichkeit bestmöglich über den Sinn der Sammlung und die Verwendung der Spenden zu informieren.
Auf den Altkleidercontainern des Rhein-Sieg-Kreises informieren ab 2013 einheitliche Info-Aufkleber über die Verwendung der Kleidung. Die eingedruckte Adresse ermöglicht den direkten Kontakt zum DRK-Regionalverband. Die Klebung des ersten Aufklebers und viele interessante Hintergründe sind in der 45-minüten WDR-Reportage "Der Altkleider-Irrtum" zu sehen.
Wer wissen will, was vor Ort gebraucht wird, wo Kleidung abgegeben werden kann - und was mit den Spenden konkret passiert, wendet sich an den DRK Kreisverband Rhein-Sieg.
Diese Website beantwortet häufig gestellte Fragen und bietet einen deutschlandweiten Überblick zu Zahlen, Daten und Fakten. Überregionale Interviewanfragen beantwortet die DRK-Pressestelle, überregionale Spenderanfragen der DRK-Spenderservice. Regionale Interview und Spenderanfragen beantwortet Ihnen der DRK Kreisverband Rhein-Sieg.
Warum sammelt das DRK überhaupt Altkleider?
Durch den Verkauf der Überschüsse erzielen wir freie Mittel für soziale Projekte. Das waren in 2011 rund 12 Millionen Euro bundesweit, die wir in ehrenamtliche Projekte beispielsweise im Katastrophenschutz, im Jugendrotkreuz oder in den Pflege- und Sozialdiensten investieren konnten. Diese Einnahmen sind eine wichtige Quelle zur Finanzierung unserer Arbeit.
Wie läuft die Kleidersammlung konkret ab?
Bundesweit gibt es unterschiedliche Sammlungsmodelle, wie z.B. Altkleidercontainer, Straßensammlungen oder Kleiderkammern und Kleiderläden. Im Rhein-Sieg-Kreis kommt ausschließlich das Altkleidercontainer-Modell zum tragen.
Wiederum bundesweit gibt es zwei unterschiedliche Verwertungsmodelle. Beim „Kleiderkammermodell“ wird die Kleidung vom DRK sortiert – und die geeigneten Stücke in unsere Kleiderkammern und Kleiderläden weitergegeben. Die Überschüsse verkaufen wir an ein Verwertungsunternehmen. Beim „Verwertermodell“ wird der Inhalt des Containers komplett an ein Unternehmen verkauft. Die Textilien werden dann nach unterschiedlichen Qualitäten sortiert. Rund 10 Prozent sind Abfall, rund 35 Prozent sind nicht mehr als Kleidung zu tragen – und werden zu Dämmstoffen oder Putzlappen verarbeitet. Rund 55 Prozent sind als Kleidung noch tragbar – und werden von den Firmen als Secondhandware in unterschiedliche Länder exportiert und dort verkauft. Die Erlöse, die das Rote Kreuz damit erzielt, fließen in unsere satzungsgemäßen Aufgaben. Das DRK Rhein-Sieg arbeitet ausschließlich nach dem Verwertermodell.
In welche Länder exportieren die Verwertungsunternehmen?
Die Ortsvereine des DRK Kreisverbandes Rhein-Sieg arbeiten nach zwei unterschiedlichen Modellen. Zum einen gibt es das Sammlungsmodell des DRK Rhein-Sieg (rote Container), auf das sich diese Informationen beziehen. Zum anderen gibt es das Modell der Rhein-Sieg Abfallwirtschaftsgesellschaft RSAG (grüne Container), für das die Informationen dieser Seite nicht zwingend zutreffen.
Für die Inhalte der roten Container (DRK) arbeiten wir mit der Fa. Dohmann Textiverwertung GmbH zusammen. Das 1926 gegründete Unternehmen hat große Erfahrung in diesem Bereich. Dohmann exportiert die tragbaren Altkleider in unterschiedlichen Anteilen nach Osteuropa, Asien, und - mit niedrigem Prozentanteil - Westeuropa, Naher Osten und Amerika.
Für die Inhalte der grünen Container (RSAG) informieren Sie sich bitte auf den Webseiten der RSAG.
Werden Altkleider für die internationale Katastrophenhilfe benötigt?
Nein. Altkleider in sehr weit entfernt gelegene Katastrophengebiete, beispielsweise nach Haiti oder Japan, zu fliegen ist logistisch und wirtschaftlich nicht sinnvoll. Dort herrschen in der Regel ganz andere klimatische Verhältnisse als in Deutschland – und die Menschen haben ganz andere Kleidergrößen. Zudem muss es in solchen Situationen sehr schnell gehen und die Luftfrachtkosten würden in unangemessenem Verhältnis zum Wert der Hilfsgüter stehen.
Das Rote Kreuz geht daher einen anderen Weg – und kauft Kleider für Hilfebedürftige, wenn möglich, in einer dem Katastrophengebiet naheliegenden Region und unterstützt damit auch die regionale Wirtschaft.
Warum gehen die Kleider nicht als Spende nach Afrika?
Hilfslieferungen in ärmere Länder, die auf dem Landweg möglich sind, gibt es punktuell - wie zuvor beschrieben. Für afrikanische Länder funktioniert dieses Modell aber nicht, weil die Logistikkosten unangemessen hoch sind.
Um es anschaulich zu machen: Theoretisch müsste jeder Kleiderspender bereit sein, zu seinem gefüllten Altkleiderbeutel noch eine Geldspende für Sortierung und Transport zu leisten. Denn wir sind eine spendenfinanzierte Organisation. Aber auch im Sinne der Entwicklungshilfe ist es nicht sinnvoll, Armut im großen Stil durch Sachspenden bekämpfen zu wollen. Wie das DRK in Afrika hilft, lesen Sie auf unseren Weltweit-Seiten.
Sind Altkleider-Exporte nach Afrika als Handelsware vertretbar?
Wir haben uns im Rahmen unserer Transparenz-Initiative selbst die Frage gestellt, ob diese Exporte vertretbar sind – und haben zahlreiche seriöse Gutachten und Studien dazu gesichtet. Das Ergebnis ist: Die Vorwürfe, Altkleiderexporte hätten die Textilindustrie in afrikanischen Ländern ruiniert, gelten heute als überholt. Altkleiderexporte sind nicht ursächlich dafür verantwortlich, dass es in Afrika kaum eigene Textilproduktion gibt.
Vielmehr gibt es ein ganzes Bündel an Ursachen: problematische Produktionsbedingungen, häufiger Stromausfall, unregelmäßige Wasserversorgung, keine Ersatzteile – aber auch die Streichung von Subventionen an die Textilbetriebe ab Anfang der 80er Jahre.
Weitere Informationen finden sich auch in der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Fraktion von Februar 2012. Darin heißt es, der Rückgang der lokalen Produktion sei zum Teil auch auf "wirtschaftliche und handelspolitische Probleme des jeweiligen Entwicklungslandes" zurückzuführen. Dazu zählten unter anderem "mangelnde Produktivität von Betrieben", staatliche Eingriffe und Wettbewerbsverzerrungen durch Importzölle. Gleichzeitig sind in Afrika durch die Weiterverarbeitung von gebrauchten Kleidern auch neue Arbeitsplätze entstanden, da eine große Anzahl von Menschen vom Handel oder dem Umarbeiten dieser Kleidung lebt.
Darüber hinaus sollte man beim Thema Altkleiderexporte auch den Umweltaspekt berücksichtigen. Es ist besser, den Kleidern ein zweites Leben zu geben, als sie auf den Müll zu werfen und unter Verbrauch wichtiger Rohstoffe ständig neue Kleider zu produzieren.
Wie bewerten Sie die zunehmende Konkurrenz durch Kommunen?
Wir spüren an unseren abnehmenden Sammlungsmengen bereits deutlich die zunehmende Konkurrenz durch die Kommunen bzw. die kommunalen Abfallvertwertungsgesellschaften. Natürlich betrachten wir diese Entwicklung mit Sorge, denn wenn unsere Einnahmen zurückgehen, müssen wir auch bei unseren sozialen Projekten sparen.
Wie bewerten Sie die zunehmende Zahl illegal aufgestellter Container?
Wir wissen, dass immer mehr Container illegal aufgestellt werden – und diese Entwicklung betrachten wir ebenfalls mit Sorge. Denn natürlich wirkt sich das negativ auf unsere Sammlungsmengen aus. Wir appellieren daher an Kleiderspender, nur an bekannte und seriöse Organisationen zu spenden, die sich mit Namen und Adresse zu erkennen geben und dort auch erreichbar sind.
Wenn in Ihrem Wohnort die roten Altkleidercontainer stehen, ist Ihre Spende dort auf jeden Fall gut aufgehoben – das versprechen wir!